Meine Kinder haben keinen Bock auf Schule zu Hause. Können Sie mir einen Tipp geben, wie ich es schaffe, sie zum Lernen zu bringen?

Momentan ist es eine schwierige Situation für alle und was wir immer wieder lesen ist, dass Klarheit Struktur schafft. Sie sind nicht der Lehrer Ihrer Kinder, sondern deren Mutter oder Vater und das ist auch gut so, denn davon haben sie nur jeweils eine*n. Versuchen Sie also nicht, sich als Teilzeitlehrer Ihrer Kinder zu sehen, sondern als Mama oder Papa, die versuchen, ihre Kinder bestmöglich zu unterstützen. Und seien Sie gnädig mit sich selbst, vermutlich ist Ihre Schulzeit auch schon länger her.
Aus Sicht Ihrer Kinder ist es fast logisch, dass sie keinen Bock auf Schule zu Hause haben. Verbinden sie doch ihr Zuhause normalerweise mit Freizeit, Spielen und Familienleben. Dazu kommt, dass die schönen Seiten an der Schule gerade wegfallen: Der Austausch mit Klassenkamerad*innen und das gemeinsame Spielen auf dem Pausenhof. Sprechen Sie zusammen darüber, was den Kindern an der Schule gerade am meisten fehlt und wie sie eventuell einen Ersatz dafür finden können, zum Beispiel längere Zeit zum Telefonieren oder Chatten mit den Freund*innen.
Verabschieden Sie sich davon, dass Sie zu Hause genau die gleichen Rahmenbedingungen schaffen können wie in der Schule. Doch das bietet auch Chancen: Erstellen Sie gemeinsam einen festen Tagesablauf, den sie schön gestaltet gut sichtbar aufhängen. Die Schulzeit muss nicht blockweise am Stück sein, sondern sollte über den Tag verteilt werden mit mehreren Spiel- und Bewegungspausen sowie gleichbleibende Essenszeiten.
Gerade bei kleineren Kindern können Lerninhalte spielerisch in den Alltag integriert werden, beim Lesen der Gutenachtgeschichte, Schreiben des Einkaufszettels oder Errechnen des Einkaufsbudgets. Je älter die Kinder sind, desto vertrauter sind sie damit, sich selbständig Dinge zu erarbeiten. Geben Sie den Kindern den Freiraum, dies auch zu tun und stehen Sie nur für Fragen zur Verfügung. Lassen Sie ältere Kinder und Jugendliche zur Not auch mal die Erfahrung machen, was passiert, wenn sie keinen Bock auf Schule haben und ihre Aufgaben nicht an die Lehrer abschicken.
Generell gilt: Setzen Sie sich realistische Ziele und besprechen Sie gemeinsam, wie Sie sich bei der Erreichung belohnen können, zum Beispiel durch ein Spiel, gemeinsames Kochen oder Backen. Falls es zu viele Aufgaben sind, sprechen Sie es bei den Lehrern an oder ermuntern Sie Ihr Kind, dies anzusprechen. Und ganz wichtig: Bleiben Sie in der Rolle als Mama oder Papa, denn die braucht Ihr Kind gerade am meisten.

Ludwigshafen, April 2020

Meike Fischer
Psychologin M.Sc.